Mehr als zehn Jahre hat Michail Siegel als Arzt gearbeitet. Dann ist er zu medatixx gewechselt. Hier kann er in seiner neuen Tätigkeit im Produktmanagement zwei Bereiche vereinen, die ihn seit jeher begeistern – Medizin und IT.
Geboren wird Siegel 1986 in der russischen Hauptstadt Moskau. Dabei wird ihm die Medizin-IT quasi in die Wiege gelegt: Seine Mutter ist Informatikerin und sein Vater Mediziner. 1992 kommt seine Familie nach Deutschland und lässt sich im Raum Düsseldorf nieder. Die Mutter weckt schon früh sein Interesse für Technik. Mit neun Jahren bekommt er seinen ersten Computer. Siegel erinnert sich: „1995 waren ein Pentium mit 60 Megahertz und eine Festplatte mit 630 Megabyte noch aktueller Stand der Technik.“ Mit der Programmierung kleiner textbasierter Spiele schnuppert er in die Programmierung. „Ich fand toll, was man mit dem Computer machen konnte und wie schnell neue Möglichkeiten dazukamen.“ In der Schule begeistert sich Siegel für Naturwissenschaften. Der Aufbau und die Funktionsweise des menschlichen Körpers faszinieren ihn und nach dem Abitur im Jahr 2005 beginnt er ein Medizinstudium in Dresden.
„Die Universität hatte in Rankings sehr gut abgeschnitten und die Mieten in dieser schönen Stadt waren noch günstig“, erklärt er seine Wahl für den Studienstandort. Siegel schließt sein Studium 2011 ab. Dann steht die Frage an, für welche fachärztliche Richtung er sich entscheiden soll. Die Wahl fällt auf die Urologie, denn „anders als viele denken, ist das Fach unheimlich vielfältig und spannend. Man behandelt Patientinnen und Patienten aller Altersklassen mit so unterschiedlichen Krankheitsbildern wie Krebs, hormonellen Störungen oder Steinerkrankungen und Inkontinenz.“ Siegel fährt fort: „Außerdem habe ich Urologen immer als bodenständige Ärzte wahrgenommen, die sich selbst nicht zu ernst nehmen. Das mochte ich.“ Das wundert nicht weiter, denn er selbst scheint ebenso. Seine Neugierde und Offenheit für neue Herausforderungen führen ihn immer wieder auf neue interessante berufliche Wege – und leiten ihn auch, wenn er seinem Hobby, dem Kochen, nachgeht. Unterschiedliche Länderküchen zu entdecken, macht ihm Spaß, „aber ich koche nicht einfach nur so vor mich hin. Ich finde es schön, Freunde einzuladen, sie zu bewirten und mit ihnen über Gott und die Welt zu reden“, betont Siegel. Die Geselligkeit ist vielleicht auch ein bisschen typisch für den Rheinländer, denen diese Eigenschaft im Allgemeinen ja auch gerne nachgesagt wird.
Erste Schritte in die Transfusionsmedizin
In ebenjenes Rheinland zieht es ihn nach dem Studium für seine Facharztausbildung. Mit seiner damaligen Freundin und späteren Frau geht es wieder nach Düsseldorf. Von 2013 bis 2018 lebt Siegel hier, arbeitet in der Urologie und lernt zusätzlich in der Transfusionsmedizin. Dabei gefällt ihm, dass die Transfusionsmedizin eine andere Arbeitsweise erfordert. Während der Urologe ein typischer Kliniker mit engem Patientenkontakt ist, bewegt sich der Transfusionsmediziner im Labor, betreibt Diagnostik und arbeitet beratend und vermittelnd mit unterschiedlichen Abteilungen zusammen. Nach seiner Zeit in der Transfusionsmedizin schließt Siegel 2018 seine Facharztweiterbildung zum Urologen ab und ist zunächst für ein Pharmaunternehmen im Bereich Onkologie tätig. Doch der Arzt merkt schnell, dass ihm der Kontakt zu den Patientinnen und Patienten fehlt. „Ich habe gemerkt, dass ich wieder zurückwollte. Als Mediziner studiert man ja auch, um Arzt zu werden, und bis man sich erlaubt, das aufzugeben, braucht es eine gewisse Zeit. Damals war es noch zu früh für mich, um der klinischen Medizin den Rücken zu kehren“, sagt Siegel. Darum verlässt er das pharmazeutische Unternehmen und lässt sich in einer urologischenPraxis anstellen. Während seiner gesamten beruflichen Laufbahn beschäftigt er sich nebenbei immer wieder mit IT. „Schon als Jugendlicher habe ich mir etwas dazuverdient, indem ich Arztpraxen und andere Selbstständige bei Computerproblemen unterstützt habe“, erinnert sich der Mediziner. Im Laufe seiner ärztlichen Tätigkeit in Klinik, Ambulanz, Labor und Praxis arbeitet er mit unterschiedlichster Arztsoftware und bemerkt: „Bei allen Systemen habe ich gesehen, dass man Dinge für die Anwenderinnen und Anwender verbessern könnte. Und genau daran wollte ich mitarbeiten.“
Menschlicher Kontakt ist unersetzbar
Siegel befasst sich auch eingehend mit KI, ihren Vorzügen und den Grenzen dessen, was sie leisten kann. Den menschlichen Kontakt betrachtet er als zentrales Element des Arztberufs. Während seiner praktischen ärztlichen Tätigkeit hat er immer wieder erlebt, dass dies einen wichtigen Baustein bei der Heilung darstellt. „Das wird auch eine KI niemals ersetzen können“, ist er sich sicher. „Das Kernproblem für die meisten Ärztinnen und Ärzte ist mangelnde Zeit für die Patientenbetreuung und hier kann und muss KI helfen. Wenn die Technik Dokumentationen übernimmt, Arbeitsweisen automatisiert und etwa auf Fehler bei der Medikation hinweist, sparen wir Zeit und können diese in die Behandlung der Patientinnen und Patienten stecken.“ Siegel ist sich sicher, dass sich mit solchen positiven Effekten auch die Ärzteschaft überzeugen lassen. Nur in der Theorie darüber nachzudenken, was man verbessern könnte, reicht ihm aber nicht, er will solche Entwicklungen aktiv mitgestalten und entschließt sich daher, auf die Herstellerseite zu wechseln. Siegel sucht Kontakt zu verschiedenen Softwareanbietern aus dem Klinik- und Praxisbereich und erkundigt sich über berufliche Perspektiven. „Ich wollte zu einem großen Anbieter, der ein breites Spektrum abdeckt und dessen Produkte bei vielen Kundinnen und Kunden im Einsatz sind. Da war medatixx sehr interessant für mich“, so der Mediziner. Beim Bewerbungsgespräch in Bamberg merkt Siegel schnell, dass das Unternehmen und die infrage kommende Stelle sehr gut zu seinen Vorstellungen passen. Ihm gefällt besonders die nette und lockere Atmosphäre, die am Ende den Ausschlag für seine Entscheidung für medatixx als seinen neuen Arbeitgeber gibt.
Die Liebe zur IT weitergeben
Als Produktmanager ist Siegel dafür zuständig, relevante fachliche Themen für die Softwareentwicklungsteams auszuarbeiten. Dabei stellt der Mediziner sich Fragen wie: Was muss die Software können? Welche regulatorischen Vorgaben gilt es zu erfüllen? Welche Wünsche haben Anwenderinnen und Anwender an das Produkt? Siegel sagt, dass er auch als Arzt immer wieder komplexe Zusammenhänge und Abläufe verständlich an seine Patienten vermitteln musste. In dieser Vermittlerrolle fühlt er sich zu Hause.
Die Liebe zur Technik hat der Vater von zwei Kindern übrigens an seine Tochter weitergegeben. In seiner Freizeit tüftelt er gerne mit ihr an einem Raspberry Pi. Das ist ein Einplatinencomputer, der von der britischen Raspberry Pi Foundation entwickelt wurde. Der Computer hat die Größe einer Kreditkarte. Siegel fühlt sich bei dieser Freizeitbeschäftigung auch an seinen Großvater erinnert, der mit ihm als Kind Taschenlampen und Radios zusammenschraubte. Heute basteln Vater und Tochter mit dem Raspberry Pi eine eigene Jukebox zusammen. Für die nächste Generation ITFans ist demnach gesorgt und das mit der Medizin lässt sich sicher auch noch deichseln, denn bekanntlich ist das ja auch oft eine generationenübergreifende Passion.
Autor: Miriam Mirza